DAME
ELLEN MACARTHUR
REKORD
- Ellen MacArthur ist schnellste
Weltumseglerin
Es ist geschafft: Die Britin Ellen MacArthur hat in
neuer Rekordzeit die Welt umsegelt. Nach über zwei
Monaten auf den Weltmeeren überfuhr sie, erschöpft
aber überglücklich, die Ziellinie nahe der französischen
Küste.
MacArthur segelte in Rekordzeit um den
Globus
Falmouth - Ganz allein war
MacArthur in ihrem Trimaran unterwegs gewesen. Jetzt
kreuzte sie die imaginäre Ziellinie zwischen der
bretonischen Küste und der englischen Südküste. Von
diesem Punkt aus war die weltbeste Seglerin bereits am
29. November auf ihre Rekordfahrt gestartet.
Mit 71 Tagen, 14 Stunden, 18 Minuten und 33 Sekunden
brach MacArthur den erst im vergangenen Jahr
aufgestellten Rekord des Franzosen Francis Joyon, der
bei 72 Tagen, 22 Stunden, 54 Minuten und 22 Sekunden
lag. Mehr als 50.000 Kilometer legte die Engländerin
zurück. Stürmen und unberechenbaren Wetterzonen
trotzte sie ebenso wie Mastschäden und zerfetzten
Segeln.
Vor allem die letzten Tage der Fahrt um den Globus
hatten der Seglerin noch einmal alles abverlangt. Aufgewühlte
See und wechselnde Winde machten ein Vorankommen fast
unmöglich. Nun erwartet die 28-jährige Weltrekordlerin
im Hafen von Falmouth im englischen Cornwall eine
begeisterte Menge.
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starten (10 Bilder).
"Ich freue mich sehr darauf anzukommen, meine
Freunde, Familie und Fans wieder zu sehen", schrieb
MacArthur auf ihrer Homepage. "Es war eine sehr
sehr lange Reise - und dazu noch eine außerordentlich
Kräfte zehrende."
Im vergangenen Jahr wurde MacArthur von der Queen mit
dem Orden "Member of the British Empire"
ausgezeichnet, die Franzosen bewundern ihre Segelkunst
wie einst die von Lord Nelson und feiern sie als
beliebteste Britin seit Jane Birkin. Ihre Fahrten durch
die Ozeane betrachtet sie selbst als Liebeserklärungen
an das Meer.
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Die Qual der
letzten Meilen
Seit über zwei Monaten ist die Britin Ellen
MacArthur in einem Trimaran unterwegs: allein, einmal
rund um den Globus, um die schnellste Erdumseglung aller
Zeiten als Einhandsegler zu vollbringen. Nach einem
komfortablen Vorsprung wurden die letzten Seemeilen zur
Tortur. Boot und Seglerin sind an die Grenzen der
Belastbarkeit geraten.
Stürme, unberechenbare
Wetterzonen, zerfetzte Segel, Reparaturen am Mast in 30
Meter Höhe, chronischer Schlafmangel: Die vergangenen
70 Tage haben der weltbesten Seglerin alles abverlangt.
"Wir sind unheimlich müde, nur noch müde",
schreibt Ellen MacArthur in ihrem Tagebuch, das man im
Internet nachlesen kann (www.teamellen.com). Auch wenn
die Engländerin die Bestleistung für die schnellste
Weltumseglung allein erbringt, spricht sie darüber nur
im Plural. Mit "wir" meint die 28-jährige
Engländerin sich und ihren Trimaran
"B&Q", mit dem MacArthur am 29. November
von der imaginären Startlinie zwischen der bretonischen
Küste und der englischen Südküste zu ihrer
Rekordfahrt aufbrach. Aller Voraussicht nach wird sie
die Linie heute Nacht wieder kreuzen - und im Ziel sein.
Mehr als 27.000 Seemeilen (rund 50.000 Kilometer) hat
die zierliche Engländerin (1,58 Meter) seitdem mit
ihrem 23 Meter langen Schiff zurückgelegt, hat in
eisigen Stürmen das Kap der guten Hoffnung, Kap Leeuwin
und Kap Hoorn umschifft und musste dabei mit einem
Minimum an Schlaf auskommen. Bei 72 Tagen, 22 Stunden,
54 Minuten und 22 Sekunden liegt der im vergangenen Jahr
aufgestellte Rekord des Franzosen Francis Joyon, der den
bestehenden Rekord von Michael Desjoyeaux um 21 Tage
unterboten hatte. Der erste Einhandsegler, der nonstop
die Erde umsegelte, war der Brite Robin Knox Johnston,
der 1969 313 Tage unterwegs war.
Der Vorsprung schmilzt
Bis vor wenigen Tagen hatte MacArthur trotz diverser Stürme,
Mastschäden, zerfetzter Segel und einem permanenten
Erschöpfungszustand noch einen komfortablen Vorsprung.
Zwischenzeitlich betrug er sogar über fünf Tage gegenüber
Joyon, doch je näher sie dem Ziel kommt, desto kleiner
wird das Zeitpolster. Heute Nachmittag waren es nur noch
ein Tag und sechs Stunden. Aufgewühlte See und
wechselnde Winde machten das Vorankommen in der letzten
Nacht zu einer beschwerlichen Angelegenheit.
Congratulations
Ellen from Solar Navigator HQ
"Ich bin völlig ausgelaugt. Ich habe letzte Nacht
nur 15 Minuten Schlaf gehabt", tat MacArthur in
einem Statement via Satellit kund. "Wir hatten
Regenböen und unberechenbaren Wind. Einmal hat sich das
Boot sogar von alleine gewendet, weil der Wind so stark
war. Ich bin sehr, sehr müde. Wir hatten gehofft, das
Ziel heute bei Sonnenuntergang zu erreichen, aber das
scheint jetzt völlig unmöglich." Nach der
heftigen Nacht gerieten MacArthur und die
"B&Q" heute noch in eine Flaute.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Extremseglerin bis
an ihre körperlichen Grenzen geht. Bereits 2001 bei der
Vendeé-Globe-Regatta, bei der nach schweren Stürmen fünf
der 58 gestarteten Boote kenterten und sieben mit
Mastbruch umkehren mussten, bewies MacArthur ihren
starken Willen. Auf hoher See musste sie ihr Schwert
reparieren, nachdem ihr Boot mit einem unter Wasser
treibenden Container kollidierte. Per Video konnten auch
ahnungslose Landratten im Internet das Drama live
mitverfolgen. Da wurde als "Erste-Hilfe-Maßnahme"
schon einmal ein Nagel ohne Narkose in den Daumen
getrieben, der nach einer Quetschung zu dick
angeschwollen war. MacArthur belegte damals den zweiten
Rang und ist seitdem ein Weltstar.
Liebeserklärungen an das Meer
Im vergangenen Jahr wurde MacArthur von der Queen mit
dem Orden "Member of the British Empire"
ausgezeichnet, die Franzosen bewundern ihre Segelkunst
wie einst die von Lord Nelson und feiern sie als
beliebteste Britin seit Jane Birkin. Ihre Fahrten durch
die Ozeane betrachtet sie selbst als Liebeserklärungen
an das Meer.
Pikanterweise ist Ellen MacArthur gar nicht an der Küste,
sondern 150 Kilometer entfernt auf dem Land in
Derbyshire aufgewachsen. Doch seit sie als Vierjährige
einen Segelurlaub mit ihrer Tante machte, beschloss die
spätere "Königin der Meere" ("Süddeutsche
Zeitung") das Abenteuer auf dem Wasser zu suchen.
Das Geld für ihr erstes Boot, ein Dingi, sparte sie
sich zusammen, in dem sie die Beträge für das
Schulessen zur Seite legte. Ihr Segellehrer erkannte
schon in frühen Jahren, dass die Entschlossenheit
seiner Schülerin eines Tages zum Erfolg führen wird:
"Ich weiß nicht, welchen Weg ihre Tochter einmal
einschlagen wird. Ich weiß aber, dass ein weites Stück
davon übers Wasser führen wird", schwärmte der
Coach den MacArthurs, einem Lehrerehepaar, vor. Ihre
Tochter Ellen war die jüngste Engländerin, die die
Hochsee-Skipper-Prüfung bestand.
"Wenn man einen Traum hat, kann man ihn auch
erreichen", lautet das Credo der Ozean-Seglerin.
MacArthur brachte sich das Verhalten einer
Hochseeseglerin in Eigenregie bei: Schwierigste
Reparaturen unter extremsten Bedingungen eigenhändig
ausführen, Beherrschung der Hightech-Geräte aus dem
Effeff und vor allem die psychische Belastungen des
Alleinseins über lange Zeiträume hinweg. MacArthur hat
sich sogar eine neue Schlaftechnik angeeignet: Ihre
Schlafzeiten hat sie über den ganzen Tag verteilt, weil
sie gelernt hat, sich binnen 20 Minuten Ruhe wieder zu
regenerieren. Das ist wichtig, denn der Trimaran ist
zwar sehr schnell, kann aber auch sehr leicht kentern.
"Habe Schmerzen und kann nicht schlafen"
Besonders die letzten Tage des Rekordversuchs gerieten für
MacArthur zur Tortur. Wegen eines Riggschadens musste
sie zweimal auf den 30 Meter hohen Mast klettern, wobei
sie sich zunächst den Daumen verletzte. Später, als
sie vom Seegang hin und her geschleudert wurde, wurde
ihr Körper übersät mit blauen Flecken. In ihr Logbuch
schrieb sie: "Musste fünfmal die Segel wechseln.
Habe Schmerzen und kann keine komfortable Schafposition
finden."
Dass MacArthur mit ihrer "B&Q" nun dem
Ziel so nah ist, kann sie dennoch nicht so recht fassen:
"Es ist so lange her, dass wir Land gesehen haben.
Wir haben ja noch nicht einmal Kap Hoorn gesehen. Das
einzige Land, das wir zu Gesicht bekamen, waren die
Inseln im südlichen Atlantik. Wieder an Land zu gehen,
wird für uns ein seltsames Gefühl sein."
Extremisten der
Weltmeere
Einhandsegeln rund um die Welt, mit Hightechbooten
vor Cap Hoorn surfen, Frankreich - Antarktis hin und zurück,
aber bitte alleine. Vor keiner Herausforderung der
sieben Weltmeere scheinen Extremsegler zurückzuschrecken.
"Kingfisher"
Ellen MacArthur
Mit den Namen der legendärer
Regatten Whitbread, Fastnet und Hobard verbindet jeder
Segler Geschichten von Katastrophen, von nassen
Triumphen und dem Sieg über die Elemente.
DAS
DOSSIER BESTEHT AUS FOLGENDEN ARTIKELN:
06.12.2004
Segeln:
Ein Kieler Meteorologe dirigiert die
Weltrekordjagd der Einhandseglerin Ellen MacArthur
Die Britin Ellen MacArthur will den Rekord für die
schnellste Solo-Erdumseglung brechen. Ein Kieler
Meteorologe dirigiert sie per E-Mail durch Wind und
Wellen. Von Detlef Hacke
11.02.2001
Vendée
Globe: Michel Desjoyaux triumphiert
In neuer Weltrekordzeit gewinnt der Franzose Michel
Desjoyaux das Solo-Segelrennen "Vendée
Globe". SPIEGEL-ONLINE-Kolumnistin Ellen MacArthur
wird Zweite.
19.02.2001
Abenteurer:
Das Tagebuch der Extremseglerin Ellen MacArthur
Die Vendée Globe ist die weltweit härteste Regatta für
Solosegler, "eine Herausforderung für Menschen,
die nichts fürchten", so der britische Segler-Star
Pete Goss: alle vier Jahre von Frankreich aus rund 48
000 Kilometer einmal um die Antarktis. 24 Konkurrenten
starteten diesmal auf etwa 18 Meter langen Rennmaschinen.
Am Sonntag vor einer Woche ging einen Tag nach dem
Franzosen Michel Desjoyeaux die Engländerin Ellen
MacArthur mit der "Kingfisher" als Zweite ins
Ziel. 200 000 Menschen jubelten ihr zu, Briten-Premier
Tony Blair gratulierte. In ihrem E-Mail-Tagebuch hat die
britische Extremseglerin Ellen MacArthur Strapazen und
Reiz der Nonstop-Regatta Vendée Globe beschrieben.
21.08.2000
Segeln:
Ellen MacArthur will allein nonstop um die Welt
Eine zierliche Engländerin ist die beste Ozeanseglerin
der Welt. Nun will Ellen MacArthur ihre männlichen
Konkurrenten auch auf der härtesten Regatta abhängen -
einmal um die Erde, nonstop und allein.
04.01.1999
Segeln:
Tödliche Regatta vor Australien
Die diesjährige Hochseeregatta von Sydney nach Hobart
endete mit einem Desaster. Nicht technisches Versagen,
sondern blinder Ehrgeiz trieb die Sportler in den Tod.
15.09.1997
Segeln:
Whitbread-Race: Die härteste Segelregatta
Was als weltumspannendes Abenteuer begann, ist
inzwischen ein Dollar-Millionen verschlingendes
Profigeschäft: Acht Monate kämpfen die Crews bei der
Whitbread-Regatta gegen die Unbill der See - am meisten
aber fürchten sie den Lagerkoller an Bord.
26.11.1990
Segeln:
Florence Arthaud siegte bei Atlantik-Regatta
Frankreich feiert die Siegerin einer Atlantik-Regatta
als neue Nationalheldin.
17.08.1990
Segeln:
Zwei Frauen bei der BOC-Regatta
Erstmals segeln zwei Frauen bei der längsten und
schwersten Regatta der Welt mit.
04.09.1989
Segeln:
Start zum Whitbread-Race-Rennen um die Welt
25 Super-Segler starteten zur schwersten und längsten
Regatta der Welt.
23.08.1982
Segeln:
Flagge zeigen
In dieser Woche starten Segler zur abenteuerlichsten
Regatta, allein um die Welt. Organisator ist der Brite
Knox-Johnston, der 1969 als einziger nach dem ersten
Rennen ans Ziel gekommen war.
02.02.1981
Segeln:
Die Ursachen der Katastrophe beim Fastnet-Rennen
Warum das letzte Fastnet-Rennen zur Katastrophe geriet
Im Sturm während des letzten Fastnet-Rennens starben 20
Segler - das verheerendste Unglück der Ozeansegelei.
Fachleute haben jetzt die Umstände analysiert: Allein
schon mörderischer Seegang und miserable
Sicherheitsausrüstung machten das Desaster
unvermeidlich - "die Fastnet-Renner hatten die
Mathematik gegen sich".
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